PrEP

Was ist die PrEP?

Die PrEP (=Prä-Expositions-Prophylaxe, d.h. etwa „Vor-Risiko-Vorsorge“) ist eine sehr sichere und gut verträgliche Schutzmethode vor HIV. Dabei schützt sich

  • eine HIV-negative Person mit intakter Nierenfunktion
  • anlässlich eines deutlich erhöhten HIV-Infektionsrisikos
  • durch dauerhafte oder auch nur zeitweise Einnahme
    eines HIV-Medikaments.

Die PrEP schützt bis zu 98% sicher vor einer HIV-Infektion.
Sie ist damit sogar sicherer als das Kondom.

In Deutschland und Österreich ist für die PrEP das Medikament Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil zugelassen und empfohlen (Handelsname „Truvada“ und Generika).

Das Medikament reichert sich in den Schleimhäuten der einnehmenden Person an und verhindert so ein Andocken der HI-Viren an ihren Zielzellen, den CD4-Helferzellen. Die Anreicherung in den Schleimhäuten erfolgt unterschiedlich gut und schnell.
Die Schutzwirkung ist bei täglicher Einnahme gegeben nach

  • 2 Tagen In der Anal-/Darmschleimhaut
  • 7 Tagen in der Vaginalschleimhaut
    (Achtung: auch schnellerer Abbau danach!).

HIV-Risiko mit und ohne PrEP

Die PrEP bewirkt eine Reduktion des HIV-Risikos um ca. 86% (PROUD-Studie, 2015).
HIV ist relativ schwer übertragbar. Das HIV-Infektionsrisiko ist also ohnehin eher gering und zudem abhängig von der Sexpraktik. Die PrEP reduziert deren jeweiliges Risiko dann abermals um ca. 86%.
Von 10.000 ungeschützten Sexkontakten mit einer HIV-positiven Person besteht demnach statistisch folgendes Risiko:

  • Analsex (aufnehmend)
    – ohne PrEP: 1,38% (138 Übertragungen),
    mit PrEP: 0,19%
  • Analsex (eindringend)
    – ohne PrEP: 0,11% (11 Übertragungen)
    mit PrEP: 0,02%
  • Vaginalsex (aufnehmend)
    – ohne PrEP: 0,08% (8 Übertragungen)
    mit PrEP: 0,01%
  • Vaginalsex (eindringend)
    – ohne PrEP: 0,04% (4 Übertragungen)
    mit PrEP: 0,006%

Wichtig: Auch geringe Einzelrisiken kumulieren. Das heißt, sie addieren sich. Das Infektionsrisiko steigt also, je öfter man eine solche Risikosituation eingeht.

Voraussetzungen & Zielgruppe

Die PrEP kann nur von einem HIV-kundigen Facharzt (i.d.R. in einer HIV-Schwerpunktpraxis) verschrieben werden.
Zunächst wird dieser ein Anamnese- und Informationsgespräch mit dem Patienten führen, in dem es um die Abklärung der individuellen Beweggründe, Risikofaktoren, möglichen Vorerkrankungen etc. geht und zu möglichen Nebenwirkungen und Notwendigkeiten beraten wird.

Anschließend wird der Arzt vorab einen HIV-Test durchführen, um sicherzustellen, dass man HIV-negativ ist.
Es bestünde sonst die Gefahr der Bildung von Resistenzen.
Zudem wird er kontrollieren, ob/dass die Nierenfunktion nicht beeinträchtigt ist, da der Abbau des Medikaments hauptsächlich über die Nieren erfolgt.

Das Medikament wird auf Grundlage der PrEP-Behandlungsleitlinie
Menschen mit einem „substanziell erhöhtem Infektionsrisiko“
angeboten bzw. empfohlen und verschrieben. Dazu gehören:

  • MSM (=Männer, die Sex mit Männern haben) oder Trans*-Personen
    mit riskantem Sexual- bzw. Schutzverhalten,
    d. h. wenn
    • es in letzten 3-6 Monaten zu Analsex ohne Kondom gekommen ist und
    • es in den nächsten Monaten voraussichtlich wieder dazu kommen wird und/oder
    • in den letzten 12 Monaten eine STI-Infektion diagnostiziert wurde.
  • Serodiskordante Paare:
    HIV-negative Menschen, die mit einem HIV-positiven Partner zusammenleben, der
    • noch nicht in antiretroviraler Behandlung (ART) ist oder
    • in Behandlung ist, aber noch nicht mindestens 6 Monate
      stabil unter der Nachweisgrenze ist (200 Kopien/ml Blut)
  • Personen mit intravenösem Drogengebrauch
    ohne Verwendung von bzw. Zugang zu sterilen Spritzbestecken, z. B.
    • Menschen in Haft
    • wohnungslose Menschen
    • MSM mit Chemsex-Präferenz
  • weitere Personen, die kondomlosen Sex mit Partner:innen haben,
    bei denen eine undiagnostizierte HIV-Infektion wahrscheinlich ist
    • vor allem männliche Sexarbeitende
    • ggf. auch andere Personen

Hersteller/Präparate, Kosten & Bezugsquellen

Die Kosten für die PrEP werden für diese Personen seit 2019
von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Private Krankenkassen haben jeweils eigene Regelungen,
über die man sich ggf. individuell informieren muss.

Personen, welche die PrEP nicht verschrieben bekommen können (z. B. weil sie in Deutschland nicht gesetzlich krankenversichert sind), können sie dennoch als Selbstzahler in Apotheken oder im Internet beziehen. Es muss mit Kosten in Höhe von 50-70€ pro Monat gerechnet werden
(je nach Präparat und Bezugsquelle, für eine 4-Wochen-Ration, d.h. für 28-35 Tabletten, verblistert).

Weiterführende Informationen