Moderne HIV-Medikamente ermöglichen ein gutes und langes Leben
Die HIV-Forschung hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte erzielt. Mit Einführung der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) haben sich die Behandlungsmöglichkeiten und Perspektiven für HIV-Patient:innen enorm verbessert.
Hochwirksame und gut verträgliche Medikamente ermöglichen Menschen mit HIV heute ein gutes und langes Leben.
Bei frühzeitiger Diagnose können sie mit einer ähnlichen Lebenserwartung und Lebensqualität wie andere Menschen rechnen.
Die Behandlung erfolgt heute anhand von Kombipräparaten, die aus mehreren Einzelmedikamenten bestehen. Sie unterdrücken und unterbrechen die Virusvermehrung zuverlässig durch verschiedene Wirkmechanismen. Die Viruslast (Anzahl der Viren im Blut) wird maßgeblich reduziert. Die Abwehrfähigkeit des Immunsystems bleibt erhalten und die Entwicklung von AIDS verlässlich verhindert.
Eine HIV-Infektion ist heute also gut behandelbar, wenn auch noch nicht heilbar. Nach wie vor müssen die Medikamente regelmäßig und lebenslang eingenommen werden. Inzwischen sind aber auch erste Depot-Präparate zugelassen, die mehrere Wochen bis Monate wirken. Die tägliche Einnahme von Tabletten kann dann entfallen.
Wie alle Medikamente können auch bei der Anwendung antiretroviraler Präparate in einigen Fällen Nebenwirkungen auftreten. Typisch sind z. B. Magen-Darm-Reizungen, Durchfall, Kopfschmerzen und Gewichtsveränderungen. Diese Symptome treten jedoch vorübergehend in der Anfangsphase der Behandlung oder beim Wechsel auf ein anderes Medikament auf.
Therapietreue ist besonders wichtig!
Therapietreue (engl.: Compliance) ist einer der entscheidendsten Faktoren für eine dauerhaft erfolgreiche HIV-Therapie.
Menschen mit HIV sollten ihre Medikamente sehr regelmäßig und exakt nach den Vorgaben des ärztlichen Behandlungsplans einnehmen. Bei ungenauer bzw. unregelmäßiger Einnahme ist nicht gewährleistet, dass die Wirkstoff-Konzentration im Blut ausreichend hoch ist, um die Vermehrung der HI-Viren vollständig zu hemmen. Sinkt die Konzentration unter den notwendigen Wert ab, weil man z. B. auf einer Reise die Tabletten vergessen oder nicht vorschriftsmäßig eingenommen hat, können sich Resistenzen entwickeln.
Dann versagt die HIV-Behandlung mit dem bis dahin verwendeten (und ggf. gut vertragenen) Medikament vollständig und lebenslang, da da Virus den Wirkmechanismus zu umgehen gelernt hat.
Tipps zur Therapietreue
Um die möglichst regelmäßige und konsequente Einnahme der Medikamente zu erleichtern, ist es sinnvoll, einige Tipps zu beachten und diese ggf. auf den eigenen Lebensrhythmus anzupassen:
- Tabletten immer zur gleichen Tageszeit einnehmen,
die Einnahme ggf. mit Routinen bzw. Fixpunkten im Alltag verknüpfen
(z. B. nach dem Aufstehen, vor dem Zähneputzen, vor dem Schlafengehen). - Eine Tablettenbox für 7 Tage verwenden
und diese am besten eine Woche im Voraus befüllen.
So ist es leicht erkennbar, wenn eine Einnahme vergessen wurde. - Darauf achten, immer rechtzeitig ein neues Rezept zu holen/einzulösen.
- Urlaubs-/Reisevorbereitungen:
- mit dem Arzt über mögliche/notwendige Anpassungen der Tabletteneinnahme sprechen
(ggf. Zeitverschiebung beachten) - einen ausreichenden Medikamentenvorrat mitnehmen
- Tabletten für die nächsten 1-3 Tage ins Handgepäck einpacken
für den Fall, dass der Koffer verloren geht
- mit dem Arzt über mögliche/notwendige Anpassungen der Tabletteneinnahme sprechen
- Therapie nie eigenmächtig ändern/unterbrechen,
sondern mit dem Arzt offen über deine Gründe/Befindlichkeit sprechen!
Die HIV-PEP: Notfall-Medikament für HIV-Negative
DIE HIV-PEP (PEP steht für Post-Expositions-Prophylaxe) ist eine medikamentöse Notfall-Behandlung für HIV-negative Menschen, um diese nach einem konkreten HIV-Risikokontakt nachträglich vor einer HIV-Infektion zu schützen. Die Medikation muss ärztlich verschrieben und die Behandlung sehr zeitnah begonnen werden (<48 Stunden). Dabei nimmt der/die Patient:in über 30 Tage täglich 1 Tablett des Präparats ein. Vor Beginn, im Verlauf und zum Abschluss der Behandlung erfolgen HIV-Tests.
Der Schutzefffekt der HIV-PEP liegt bei durchschnittlich 80%. Je früher sie begonnen wird, desto erfolgversprechender ist sie (Beginn idealerweise <2 Stunden). Das Medikament reichert sich in den Schleimhäuten und Organen an und verhindert so idealerweise das Andocken des HI-Virus in den CD4-Helferzellen. Das Risiko für Nebenwirkungen ist erhöht.
☞ detaillierte Informationen zur HIV-PEP
inkl. Behandlungsleitlinie & Bezugsstellen in Thüringen