Das Forschungsprojekt „Positive Stimmen 2.0“ (Link)
ergab, dass Menschen mit HIV auch heute noch in
mehreren Lebensbereichen individuell oder strukturell
benachteiligt oder diskriminiert werden.
Paradoxerweise findet Diskriminierung besonders häufig
im Gesundheitswesen statt, obwohl man dort eigentlich
professionelles und medizinisch fortgebildetes Personal
erwarten würde.
Diskriminierende Handlungen beim Arzt oder Zahnarzt,
in der Pflege oder bei Strafverfolgungsbehörden
können z. B. sein:
- unangemessene persönliche Fragen,
unnötige Herstellung sexualisierter Kontexte - Vernachlässigung des Datenschutzes
bei der Gesprächsführung - Markierung der Patientenakte, z. B. mit offen
sichtbarem „HIV“- oder „ansteckend“-Vermerk - Vermeidung von direktem Körperkontakt
- Verweigerung der (zahn-)ärztlichen Behandlung
- Vergabe ausschließlich der letzten Behandlungs-
termine am Tag, vorgeblich wegen eines erhöhten
Hygiene- bzw. Reinigungsaufwands
Wenn auch du entsprechende Erfahrungen gemacht hast,
stehen dir also diverse Wege und Möglichkeiten offen,
dich dagegen zu wehren. Nimm’s nicht hin!
Meldestellen für HIV-bezogene Diskriminierung
Du kannst dich direkt an die Kontaktstelle der DAH wenden,
deinen Fall dort darstellen und erfahren, welche Rechte,
Perspektiven, Beschwerdemöglichkeiten und weiteren
Unterstützungsoptionen du hast.
Kontaktstelle HIV-bezogene Diskriminierung
Deutschen Aidshilfe, Berlin (bundesweit zuständig)
☛ Website
gegendiskriminierung@dah.aidshilfe.de
Tel. 030 / 690087-67
Erreichbarkeit:
Dienstag & Donnerstag, 10:00 – 15:00 Uhr
Ansprechpartnerin: Kerstin Mörsch
☛ AIDS-Hilfe Thüringen (Erfurt)
☛ AIDS-Hilfe Weimar & Ostthür. (Weimar/Jena)
Auch der Bund betreibt eine Antidiskriminierungsstelle.
Die ist allerdings nicht spezifisch für HIV-bezogene
Diskriminierung zuständig, sondern verfolgt auch Fälle
von Ungleichbehandlung wegen
- der ethnischen Herkunft / Rassismus
- des Geschlechts & der Geschlechtsidentität
- der Religion bzw. Weltanschauung
- Behinderung oder chronischer Krankheiten
- des Alters
- der sexuellen Identität.
Die Meldung von HIV-Diskriminierungsfällen fällt dabei
in den Bereich „Behinderung / chronische Krankheiten“.
Antidiskriminierungsstelle des Bundes
11018 Berlin (Postfach)
☛ Website
beratung@ads.bund.de
Tel. 0800 / 5465465
Erreichbarkeit:
Montag bis Donnerstag, 10:00-15:00 Uhr
(Zahn-)Ärzte & ihre Berufskammern informieren
Wenn du wegen einer HIV-Infektion beim Besuch einer Arzt-
oder Zahnarzt-Praxis Diskriminierung erfahren hast,
solltest du parallel zur Meldung bei der DAH-Kontaktstelle
auch die Berufskammer des jeweiligen Arztes/Zahnarztes
sowie den (Zahn-)Arzt selbst über deine Wahrnehmung des
Vorfalls informieren.
Die Kammern bieten an, dem Ereignis nachzugehen und zu
prüfen, ob ein Fehlverhalten des (Zahn-)Arztes vorlag.
Erwartungsgemäß sind sie aber meist parteiisch gegenüber
dem eigenen Berufsstand, weshalb du dir davon eher keine
unabhängige Klärung oder Aufarbeitung erhoffen solltest.
Landesärztekammer Thüringen
– Beschwerdestelle / Patientenberatung –
Im Semmicht 33
07751 Jena-Maua
☛ Website
jura@laek-thueringen.de
Tel. 03641 / 6140
Fax: 03641 / 614169
Landeszahnärztekammer Thüringen
– Beschwerdestelle / Patientenberatung –
Barbarossahof 16
99092 Erfurt
☛ Website
pb@lzkth.de
Tel. 0361 / 7432-234
Tel. 0361 / 7432-150
Beratungsangebote für Betroffene in Thüringen
Um dich über deine rechtlichen Optionen als HIV-Patient:in
zu informieren und deine Perspektiven und Absichten
zunächst für dich selbst zu klären, kannst und solltest du
dich unabhängig beraten und ggf. bei der Durchsetzung
der Ansprüche unterstützen lassen.
Wende dich dazu z. B. an die
Unabhängige Patientenberatung Deutschland
(UPD), Standort Erfurt
Fischmarkt 5
99084 Erfurt
☛ Website
Tel.: 0800 / 0117725
(ggf. einen Termin für eine individuelle
Fallbesprechung vereinbaren)
oder die Beratungs- & Fachstelle gegen Diskriminierung
in Erfurt:
EmpowerMensch
Thälmannstraße 50
99085 Erfurt
☛ Website
kontakt@empowermensch.org
Tel. 0361 / 21347394
Erreichbarkeit:
Montag 9:00 – 10:00 Uhr,
Mittwoch 12:30 – 13:30 Uhr