„Affenpocken“/Mpox

Aktuelle Lage / Entwicklung

  • bundesweit ca. 3.650 Fälle gemeldet (Stand: 11.10.2022).
  • alle 16 Bundesländer betroffen;
    weiteste Verbreitung in Berlin (45%) und Nordrhein-Westfalen (22%)
  • weit überwiegende Mehrheit der Patienten sind Männer, die Sex mit Männern haben (MSM);
    nur 16 Betroffene sind weiblich
  • in Thüringen bislang 10 Fälle gemeldet (Stand: 16.10.2022).
  • alle Betroffenen sind MSM im Alter zwischen 17 und 42 Jahren
    (d.h. 1 Person war zum Infektionszeitpunkt minderjährig)
  • Inzidenzentwicklung bundesweit seit August 2022 rückläufig,
    seit Anfang September stagniert sie auf niedrigem Niveau

    (aktuell <50 Neumeldungen pro Woche, in Thüringen zuletzt 0)
  • unabhängig von der Inzidenzentwicklung hat sich die EU
    präventiv 10.000 Dosen des Mpox-Impfstoffs gesichert

Grundlagen

Erreger:
Monkeypox Virus (MPXV)

Häufigkeit:
grundsätzlich selten,
aktuell sind aber MSM überdurchschnittlich häufig betroffen

Bewertung & Prognose:
Eine Infektion mit Affenpocken/Mpox verläuft meist mild und nicht lebensbedrohlich, kann mitunter aber sehr schmerzhaft sein.
Einige Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe (siehe Risikogruppen).
Die Infektion heilt in der Regel nach ca. 4 Wochen von alleine aus.
Für MSM und andere Personen mit erhöhtem Risiko besteht die Option, sich präventiv impfen zu lassen.
Nach einer symptomatischen Infektion können Narben auf der Haut, im Rachen-, Anal- oder/und Genitalbereich zurückbleiben.

Bis 2021 wurden Affenpocken relativ selten auf sexuellem Weg übertragen. Sie galten daher bislang nicht als STI.
Im Rahmen des aktuellen Ausbruchs (2022) haben sich jedoch fast ausschließlich MSM mit häufig wechselnden Sexpartnern und weit überwiegend auf sexuellem Weg angesteckt. Seitdem gelten sie deshalb ebenfalls zu den STI.

Risikogruppen

Personen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf:

  • Neugeborene, Kinder, Jugendliche
  • Schwangere (erhöhte Gefahr einer Fehlgeburt!)
  • Personen mit einem geschwächten Immunsystem, u. a.
    • Menschen mit HIV/AIDS
    • Menschen mit einem hohen Lebensalter
    • immunsupprimierte Menschen, z. B.
      Patient:innen in einer Chemotherapie
    • Menschen mit anderen STI-Infektionen

Menschen mit HIV oder einer STI-Infektion sind grundsätzlich häufiger betroffen: ca. 45-50% der Mpox-Infizierten waren (auch) HIV-positiv, ca. 60% waren in den letzten 6 Monaten mit anderen STI infiziert. Unter antiretroviraler Therapie bzw. mit stabiler Immunfunktion sind Menschen mit HIV gesundheitlich aber nicht mehr gefährdet als HIV-negative Menschen.

Übertragung

Inkubationszeit:

erste Symptome meist 4-11 Tage nach Infektion,
im aktuellen Ausbruch (2022) auch bereits nach 1-3 Tagen (ca. 17% aller Fälle)

Hauptsächlicher Übertragungsweg:

  • enger Haut-zu-Haut-Kontakt beim Sex
    mit einer infizierten Person

Weitere mögliche Übertragungswege:

  • enges Umarmen, Massieren und Küssen
    mit einer infizierten Person (vor allem bei Kontakt
    mit dem Ausschlag, Wunden oder dem Wundschorf)
  • Kontakt mit Objekten, die beim Sex benutzt wurden
    (z. B. Sexspielzeuge, Massage-Öle etc.)
  • Kontakt mit Textilien/Stoffen (Kleidung, Bettwäsche, Handtücher)
    sowie mit Oberflächen, die von der infizierten Person benutzt wurden
  • Tröpfchen-Übertragung bei Unterhaltungen
    mit einer infizierten Person in unmittelbarer Nähe

Erst wenn alle Wunden, einschließlich des Schorfs, abgeheilt sind und sich eine neue Hautschicht gebildet hat, ist man nicht mehr infektiös.
Das kann mehrere Wochen dauern.

Symptome

Die Erkrankung beginnt meist, aber nicht immer, mit allgemeinen Krankheitssymptomen, auf die andere Symptome – insbesondere Hautveränderungen – folgen.

Allgemeine Krankheitssymptome:

  • Fieber, Kopf-, Muskel-, Rückenschmerzen
  • geschwollene Lymphknoten
  • Frösteln oder Abgeschlagenheit

Hautveränderungen:

  • Pickel, Blasen, Ausschlag und/oder „Wunden“
    im Genital- oder Analbereich
  • Pickel, Blasen, Ausschlag und/oder „Wunden“
    an anderen Stellen (z. B. Hände, Füße, Brust, Gesicht, im Mund.

Die Hautveränderungen durch Mpox können teils sehr schmerzhaft sein, insbesondere bei Schmerzen am Penis oder am/im Anus. Mitunter kann eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig werden, um dort eine geeignete Schmerztherapie durchzuführen.

Impfung & Behandlung

Impfung & Behandlung von MSM

Seit September 2022 besteht in Thüringen die Möglichkeit, sich gegen Mpox impfen zu lassen. Zur Impfung aufgefordert sind vor allem
MSM ab 18 J. mit häufig wechselnden Sexkontakten.

Diese können sich an eine der HIV-Schwerpunktpraxen in Thüringen wenden und dort einen Impftermin vereinbaren.
Die Behandlung bereits infizierter MSM erfolgt durch das bzw. in Kooperation mit dem Gesundheitsamt.

Zusätzliche Kontakt-/Impfstelle in Jena:

  • Infektiologische Ambulanz des Uniklinikums Jena
    Erlanger Allee 103, 07747 Jena
    Telefon: 03641/9324275
    E-Mail: infekt.ambulanz@med.uni-jena.de

Basisinformationen zur Mpox-Impfung:

  • Impfstoff: „Imvanex“ (Handelsname)
  • Basisschutz (nach einer Impfdosis) vollständig nach 14 Tagen
  • zweite Impfung für dauerhaften Impfschutz sinnvoll
  • bei bestehendem Pocken-Impfschutz wird eine Auffrischung empfohlen
  • Eine Überweisung zum Impfarzt ist nicht notwendig.

Die Schutzwirkung des Impfstoffs ist am höchsten, wenn vor einer Mpox-Infektion geimpft wird.
Allerdings ist auch eine nachträgliche Gabe bei bereits bestehender Infektion möglich.

Heterosexuelle Personen weisen bislang kein erhöhtes Infektionsrisiko auf, weshalb eine präventive Impfung für sie derzeit nicht empfohlen wird.

Behandlung bereits infizierter Personen

Personen, die bereits mit Mpox infiziert sind, werden in Thüringen durch die Gesundheitsämter der jeweiligen Landkreise/Städte behandelt (Postexpositionsprophylaxe). Nach derzeitigem Kenntnisstand ist es bis zu 14 Tage nach Infektion möglich, durch diese nachträgliche „Impfung“ einen symptomatischen Infektionsverlauf abzuwenden.

Prävention

Folgende Maßnahmen können die Wahrscheinlichkeit einer Mpox-Übertragung reduzieren:

beim Sex

  • Reduktion der Anzahl der Sexpartner:innen
  • Benutzung von Kondomen
    ⚠ Kondome schützen nicht, wenn an anderer Stelle
    Kontakt zu veränderter Haut erfolgt!
    Kondome schützen nur bei/vor
    • direktem Schleimhautkontakt (vaginal, anal, oral)
    • Kontakt mit Körperflüssigkeiten
      (vor allem Sperma und Wundsekret)

auf Partys, in Clubs/Saunen/Darkrooms, auf Festivals

Soweit es im jeweiligen Kontext möglich bzw. sinnvoll ist, können Übertragungsrisiken reduziert werden durch

  • Tragen von Kleidungsstücken
  • Vermeiden bzw. Minimieren des direkten Hautkontakts
    sowie von Schleimhäuten, Wunden, Körpersekreten

Verhaltenstipps für Infizierte & Genesene

Wenn Sie akut an Mpox erkrankt sind, sollten Sie bis zur vollständigen Ausheilung

  • eine häusliche Isolation von mindestens 21 Tagen einhalten.
    Hinweise zur häuslichen Isolation bekommen Sie hier.
  • auf jeglichen Sex (oral, anal, vaginal) sowie auf Berührungen und Küsse verzichten.
  • auf Treffen mit anderen Personen verzichten, insbesondere wenn es dabei zu engem Körperkontakt kommen könnte.
  • andere Menschen informieren, mit denen Sie kürzlich nahen Körperkontakt hatten.
  • auf eine gute Händehygiene achten (Seife+Wasser genügen!).
  • Körperkontakt zu Haustieren vermeiden, um diese vor einer möglichen Übertragung zu schützen.

Nach der Erkrankung (=Abheilen der Ausschläge, Abfallen des Schorfs) sollten Sie

  • beim Sex noch für 8 Wochen ein Kondom benutzen,
    da das Virus noch für diesen Zeitraum im Sperma vorhanden sein kann.
  • alle im Infektionszeitraum verwendeten
    Textilien bei mindestens 60°C waschen
  • ggf. Sextoys und Oberflächen sonstiger intim
    genutzter Gegenstände/Dinge desinfizieren.

Weiterführende Informationen